Freitagsansprache von 09.06.2017
von Ayatollah Dr. Ramezani Imam und Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg e.V
Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmers
Aller
Lobpreis gebührt Gott, dem Erhabenen, dem Herrn aller Welten. Wir
danken Ihm für Seine Gnade und Seine Gaben und bitten Ihn um Hilfe und
Rechtleitung in allem, was wir tun, und hoffen, dass Er uns in Seine
Gunst aufnimmt. Sein Frieden und Segen sei mit unserem Propheten
Muhammad, seinen reinen Nachkommen und seinen rechtschaffenen Gefährten.
O Diener Gottes, ich rate mir selbst und Ihnen allen zur Ehrfurcht vor
Gott und zum Gehorsam gegenüber Seinen Geboten.
Einer der
wichtigsten Themen, auf die der Islam besonders betont, ist die Befreiung von
Leiden, wofür verschiedene Aspekte behandelt werden müssen. Zweifellos hilft die
Behandlung dieses Themas dem Menschen, eine bessere und vollständigere
Vorstellung von den Ereignissen zu bekommen. Außerdem befreit es ihn aus der Verwirrung
und Fehlleitung. Denn einige Ereignisse, die zunächst schwer erscheinen,
könnten den Menschen zum Nihilismus leiten. Es ist nur angebracht, dass der Mensch
sich zur Überwindung der verschiedenen Vorkommnisse, Zeit nimmt. Wenn man dann eine
gute Lösung gefunden hat, hat man ein erfülltes und ruhiges Leben.
Richtiges Erkennen
der Qualen
Einer der Wege,
die den Menschen zu einer richtigen Erkenntnis über die Probleme führen kann,
ist eine „monotheistische Sichtweise“. Eine umfangreiche und tiefgreifende
monotheistische Sichtweise zur richtigen Analyse der Schöpfung schafft die
Gelegenheit, dass man eine genaue Analyse von der Philosophie seiner
Erschaffung und der Schöpfung bekommt. Die monotheistische Sichtweise lehrt dem
Menschen, dass die Schöpfung – von dem der Mensch ein Teil ist – ein
bedeutungsvolles und zielhaftes System ist, und eine Weisheit mit sich trägt. Kein
Lebewesen ist grundlos erschaffen worden. Wenn nun manche Menschen die
Erschaffung einiger wilder oder zahmer Tiere als einen bedeutungs- und
sinnlosen Akt bezeichnen, oder meinen, dass einige Ereignisse, wie
Naturkatastrophen, keine wissenschaftliche oder philosophische Deutung haben,
kommt dies wegen Mangel an Wissen über den Sinn der Schöpfung. Natürlich
braucht man nicht den Sinn der Erschaffung jedes einzellnen Wesens oder
Ereignisses zu wissen. Es reicht, wenn man versteht, dass alles einen Sinn hat.
Wenn man nun das Glauben daran, dass alles vom Weisen Schöpfer erschaffen
wurde, mit Wissen und Erkenntnis erlangt, sieht man ein, dass jedes Ereignis
eine Philosophie und einen Grund hat – selbst, wenn man diese Gründe nicht
versteht. Einer, der glaubt, dass Gott in jeder seiner Lebenslagen anwesend
ist, führt ihn diese monotheistische Sichtweise zu einer Einheit von Geist und
Seele und erweckt in ihm den inneren Freiden.
Die Welt ist ein
geschlossenes und zielstrebiges System. Alle Geschöpfe sind miteinander
verbunden. Diese Geschlossenheit der Geschöpfe kann auch zu der Erkenntnis
führen, dass es einen allumfasssenden Schöpfer gibt. Monotheismus – ein
allumfassender Gott, sowohl in seiner Natur , als auch in seiner Eigenschaften
und Taten – führt unweigerlich zu so einem Ergebnis. Denn wenn es zwei Götter
geben würde, würde entweder nichts existieren, oder alles wäre verdorben: „لَوْ كَانَ فِيهِمَا
آلِهَةٌ إِلَّا اللَّـهُ لَفَسَدَتَا Wenn es in ihnen beiden andere Götter als Allah
gäbe, gerieten sie (beide) wahrlich ins Verderben.“
Diese Einheit und Monotheismus – sowohl im Gedanken, als auch in den Taten und
in der Moral – gibt dem Leben einen Sinn.
Der Monotheismus
im Glauben und Gedanken wird, wenn es in die Tat umgesetzt wird, zum
praktischen Monotheismus oder Monotheismus im Gebet. Und der Geist des Menschen
wird auf die einie Wahrheit, nämlich Gott, aufmerksam. „فِطْرَتَ اللَّـهِ الَّتِي
فَطَرَ النَّاسَ عَلَيْهَا Das ist die Schöpfung Gottes, die Er für die
Menschen festgelegt hat.“
Imam Sadegh sagt über diesen Koranvers: „فَطَرَهُمْ عَلَى التَّوْحِيدِ Gott hat sie zu Monotheismus erschaffen.“
Gemäß dieser monotheistischen Sichtweise bekommen die kleinen Leiden, die es in
der Welt gibt, eine angemessene Definition, denn gemäß der Theorie „Relation
zwischen Gut und Böse und Qualen und Leid“ und die Stellung des Menschen bei
deren Bekämpfung bekommen die kleinen Leiden im Vergleich zur Welt und der
Volkommenheit des Menschen eine klare Bedeutung, was dann ihrerseits dem
Menschen Ruhe beschert. Wenn ein Mensch eine monotheistische Ansichtsweise hat,
werden auch seine Neigungen moniotheistische Züge bekommen. Das bewirkt, dass
seine Gedanken, Beweggründe, Moral und Taten monotheistisch und göttlich
werden, und ihm die Kraft geben, die Leiden richtig zu deuten. Auch in der
mystischen Sichtweise haben einige dieser Leiden bestimmte und tiefgründige
Bedeutungen, und führen dazu, dass der Mensch seine Kapazitäten mehr einsetzt
und sie aktiviert. Das führt wiederum dazu, dass der Mensch aus sich
hinauswächst und hohe spirituelle Stufen erreicht. Die Voraussetzung dafür ist
natürlich, dass diese Leiden mit der göttlichen Shari´a (Gesetz) einhergehen,
und nicht, dass der Mensch sich Unter-und Übertreibungen hingibt. Einige
Schulen, wie Buddhismus untertreiben erheblich und entsagen sich vieles. Diese
Art und Weise wird nicht von den islamsichen Lehren gebilligt. In der
islamsichen Mystik, die vom Koran und der Tradition herrührt, muss das Erleiden
von Qualen in monotheistischen Richtung sein, und den Menschen in jeder
Hinsicht göttlich erziehen – so dass alle seine Taten einen göttlichen
Hintergrund bekommen.
Einige Qualen, die einen natürlichen Ursprung haben, wie die Folgen von
Erdbeben, Sinnflut, Sturm und ... muss der Mensch bekämpfen, und seinen Verstand
und Wissen einsetzen, die Stärken mobilisieren, um stärkere und
widerstandsfähigere Gebäuden zu bauen, und all seine Potentiale, die ihm Gott
zur Bekämpfung und Widerstand gegeben hat, nutzen. Auf die Frage, warum es
überhaupt Naturkatastrophen, wie Erdbeben und Sinnflut und Stürme geben muss,
muss man sagen: Die matrielle Welt ist eine Welt der Kollisionen. Und Materie
verursacht von Natur aus Konflikte. Da die Erschaffung der materiellen Welt
viele Vorzüge hat, verlangt die göttliche Weisheit, dass die Welt erschaffen
wird und alle die Vorzüge nutzen. Und weil der Mensch von der Erschaffung der
Welt viele Nutzen zieht, ist es fern von göttlicher Weisheit, dass nun nur
wegen einiger Probleme, die Welt nicht erschaffen wird. So muss man versuchen,
die Folgen der Naturkatastrophen zu minimieren, damit der Mensch die Schäden
minimiert. Eine Verhinderung und ein Management der Naturkatastrophen ist machbar,
denn der Mensch kann in der heutigen Zeit, mit stabilen Konstruktionen und
Betonbauten die notwendigen Stabilisierungen erstellen. Natürlich müssen alle
Menschen diese Möglichkeiten nutzen, damit der Schaden und die Opferzahl sich
verringern.
Schlusswort
Was hier von enormer Wichtigkeit ist, ist, dass der Mensch seine Sichtweise
nach der Logik der monotheistischen Schöpfung richten soll. Dieses Thema muss
man aber zu gegebener Zeit intensiv behandeln.